Dienstag, 1. Februar 2011

Disco, a kind of Drama

Diskotheken sind tatsächlich der Ort für Dramen. Große und Kleine. Gestern habe ich es endlich wieder geschafft in den Pudel zu fahren. Letzten Zug nach Hamburg und den ersten Zug nach Bremen zurück. Dazwischen Nonstop tanzen. Schön wars und melancholisch zu gleich. Erster Schreck, die Bahnzeiten haben sich geändert. Zug fährt jetzt immer um halb los. An beiden Seiten und stoppt jetzt auch für Ottersberg und Konsorten. Morgens heisst das eine 1/4h länger auf den Zug warten. Bin mit der Fahrplanänderung nicht ganz zu frieden.
Wie immer hat Ralf aka Rüftata 110 den Abend begonnen. Lief sehr ruhiger Kram, fast schon Ambient mäßig. Dann gings mit Heytal aus Bristol weiter. Der Anfang war nicht so gut. Glaub, dass er nicht genau wusste was die Leute hören wollten. Also erst einmal mit minimalen Dubstep anfangen. Irgendwann ging es so Richtung UK Funky. Tribale Klänge, vielleicht nicht ganz so housig, wie die poppigen Sachen aus UK. Das fand ich super. Man konnte ganz gut abgehen.
Pudel war proppen voll. Für den Pudel gut, für mich ein Grund für wahre Dramen.
Die läute labern einfach zu viel. Sie stellen sich an oder schlimmer auf die Tanzfläche und labern. Maximal wird dabei mit einem Bein gewippt. Gerade kann ich das gar nicht ab. Ich will in solchen Situationen (Disco/Konzert) nicht das Gelaber der Leute hören. (Between, wenn in der Bibliothek sich unterhalten wird, verliere ich den Kopf) Könne von mir aus alle Kacken gehen. Neulich im Zakk, hätte ich beinahe Leute rausgeworfen. Im Pudel traue ich mich das nicht und schau einfach nur böse.
Dann die vier italienischen Besucher. Nichts gegen Italiener aber der Fachbegriff für die Typen lautet wohl fighetto so ähnlich. Mit zunehmender Betrunkenheit, kristallisiert sich heraus, dass nur der eine es durchhält, den smarten Stil (schmaler Oberlippenbart, Halstuch, offenes Hemd und das schälmische Grinsen) durch zu halten. Seine restlichen Freunde entpuppen sich, als das was sie sind tumbe chauvinistische Säcke. Was mich verblüfft und auch durchaus Neid hervor ruft. Sie haben Erfolg mit dieser Tour. Zum Schluss hat jeder Topf seinen Deckel. Aber solche Typen sind keine italienische Eigenheit. Es finden sich auch unter den "Deutschen" Leute mit Shirts wo Flirt Weltmeister draufsteht. Oder die beiden ehemaligen Gymnasiasten und jetzt wahrscheinlich Studienanfänger in Hamburg, die Föhnfrisuren tragen und sich nicht schämen sichtbar Unterhemden, unter dem offenen Jeanshemd, der Jeansjacke zu tragen. Vielleicht lags daran, dass über Silvester La Boum im Fernsehen wiederholt wurde. Ich hätte auf die Tanzfläche kotzen können. Das war alles super peinlich (-> auch ein Begriff aus den 80ern). Undf ich frage mich, was das für eine Form der Bürgerlichkeit ist, die so affektiv daher kommen muss. Also wenn ich diese Leute demütigen wollte, sie würden mir eine Steilvorlage nach der anderen liefern. Dazu sind ihre Formen des flirtens genauso repressiv. Wie sie beim Tanzen, ihren Bewegungen und Mimiken einen Ausdruck von Tiefe und Melancholie geben wollen und sich dabei wie vollkommene Idioten bewegen. Taktlos und unbeholfen, wenn sich sich fast übergeben, wenn sie von hinten den Frauen ins Ohr flüstern wollen.
Dieses ganze Elend, wird gleichwohl erst in seinem ganzen Ausmaß deutlich, wenn sich die Reihen langsam lichten. Gestern hat zu dieser Zeit dann schon Superdefekt aufgelegt.
Ich bin ganz froh, dass ich mich nicht in der Disko sehen muss. Die meißte Zeit schau ich wahrscheinlich verbittert drein und finde meine Ruhe nur, wenn ich die Augen schließe und die Musik durch das Gelaber der Leute hindurch höre. Ich hab neulich schon Bernhard erwähnt der in Goethe schtirbt schreibt, dass da wo die Eltern Ruhe suchen, nur das ganze Gegenteil finden.
Es ist übereilt zu sagen, dass deshalb da wo die Musik am leutesten ist, die Ruhe am größten erscheint. Aber für mich besitzt diese Aussage eine gewissen Wahrheit. Dabei sehen möchte ich mich trotzdem nicht.
Früher hat Timo (und er hat auch für Cosima gesprochen) mir gesagt, es würde aufgesetzt wirken wenn ich tanze. Das Problem ist, dass sich solche Vorwürfe wahrscheinlich nicht entkräften lassen. Denn was anderes ist Tanzen als eine Bewegung, der man eine "aufgesetzte" Bedeutung gibt. Tanzen ist eben nicht eine Bewegung, die aus einem Lebensnotwendigen Nutzen resultiert. Es ist eine soziale Sprache und deshalb immer auch lächerlich. Daran habe ich Teil wenn ich tanze.
Aber das ist sowieso alles lächerlich, wenn man jemanden sieht, der neben der Erregung der Tanzenden weint. So wie gestern geschehen, dass dort ein Mädchen sitzt, das weint. Selbst darüber zu schreiben ist schon lächerlich. Ein Klischee. Und wenn man die- oder denjenigen trösten wollte, macht man sich lächerlich. (Ausgenommen man kennt die Person) So schmierig muss diese Geste wirken.
Und so weinen Menschen nebst der Erregung, nicht unbeobachtet aber ausgeschlossen.
Was nicht heißt, dass der Grund aus dem geweint wird/wurde nicht selbst lächerlich gewesen ist/war. Vollkommen lächerlich mein Wunsch, dass sie aus dem richtigen Grund weint. Also den Drama, welches sich auftut, wenn man in die Disko geht.
Soll nicht heißen, dass der Golden Pudel Klub prädestiniert für solche Aufführungen wäre. Aber vielleicht doch. Sonnatgs finden sich dort ja nicht nur Leute "erster Sorte" ein, sondern auch die Geeks und Freaks, die Abgerissenen und Abgeschundenen. Die da sind, weil alles andere schon geschlossen hat. Im Pudel werden sie nicht abgewiesen.
Im Wissen, das Differenz sich nicht negieren lässt, arbeitet der Pudel ja doch an der alten Formel My House is your House & Your House is Mine. Wie gestern auch wieder gespielt.
Das heisst dann eben auch die Schnösel und Prolls dürfen. Alles in allem ein guter Boden für wahre Dramen.
Oder dionysische Feste. Denn der Pudel hat die Möglichkeit ganz großartige Künstler zu buchen und wenn dann die Crowd stimmt, dann verschwindet der Eindruck des Schauspiels hinter schönster Verkennung vor dem darauffolgenden Einbruch der Realität. Darin liegt vlt doch auch der utopische Moment. Aber selbst die Utopie kennt ihre Antipoden, vor der sie nur lächerlich wirkt.
Jetzt ist´s genug. Ich bin müde. Fehler werden morgen bearbeitet. Taucht tief!

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

du bist echtn spinner.ich zakk hätt ich neulich fast leute rausgeworfen.hauptsache meister du bist dir selbst genüge.

angstbeisser.menschen die wenn man ein fenster in der straba aufmacht dann von zwei plätzen hinter kommen und es still und leise wieder zumachen.

aristid kuwalda hat gesagt…

Ich so Dogmatiker. Du so anything goes. Angstbeisser die kleinen Hunde von den Damen. Ok, Spinner kann ich gelten lassen. Übrigens muss man nicht Selbstgenügsam sein, um den Wunsch zu verspüren, Leute rauszuwerfen. Psychologisch gesehen, ist das ganze Gegenteil sogar wahrscheinlicher. Aber schön das wir darüber geredet haben.

Anonym hat gesagt…

ist eine super situationsbeschreibung!
embrace the hate!