Sonntag, 17. April 2011

Africa Hitech - es gibt ein bewegtes Tanzen im schlechten Leben



  Africa Hi Tech Recorded Live at Deviation 3/11/2010 by Benji B

Africa Hitech sind Mark Pritchard und Steve Spacek. Pritchard war letztes Jahr im Pudel zu sehen. 
Wenn ich jetzt das Set von Africa Hitech höre und das tue ich seit Tagen von Morgens bis Abends, bereue ich zutiefst den Auftritt verpasst zu haben. Oder noch besser, ich wäre gleich im Königreich England. In Bezug auf Kultur ist es fast bedauerlich, dass es Deutschland nie zu einer ordentlichen Kolonialmacht gebracht hat. Was die Deutschen nie daran gehindert hat, sich in der Welt wie ein Fleicher im Schlachthaus zu benehmen. Manchmal mit Federn geschmückt, hoffend als Friedentaube durchzugehen oder eben doch in der Metzgerschürze in Flecktarnfarben. Nun sollte man nicht denken, dass der Umgang mit den Migranten aus den ehemaligen Kolonien in England ein selbstverständliches ist oder wäre. Aber die Resultate des Zusammenlebens lassen sich in England nicht in der Form negieren, wie es in Deutschland der Fall ist.
Ich finds ganz schön schwer darüber zu schreiben, weil immer die Worte fehlen. Irgendwie hab ich kein Bock mehr von Subkulturen zu sprechen, dass klingt immer so abgeschlossen. Andererseits möchte ich doch etwas als identisch bezeichnen.
Beispiel: Auch in Deutschland ist die "multiethnische" Vielfalt im Popbiz angekommen (oder wieder zurück? BoneyM etc.). In Casting Bands ist ein solches Zusammenleben scheinbar eine Selbstverständlichkeit, wenn nicht sogar ein Muss. Nun muss man aber mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit annehmen, dass der Einfluss der Interpreten auf das repräsentierte Produkt marginal ist. Daran lassen die Aussagen von Herr Bohlen keinen Zweifel. Der Maßstab sind die Verkaufszahlen und die Produkte aus der Aggro Schmiede sind nicht in dem Sinne konsensual und damit verkäuflich, wie sie von den Casting Formaten angestrebt werden.
In England, so stellt es sich mir dar, gab es schon viel früher einen zweiten Musikmarkt, neben dem herkömmlichen Musikgeschäft. Dieser ist sicherlich einerseits durch die Einflüsse des Trikonts bestimmt aber auch Punk und in Folge Rave und Grime, haben eine Kultur geprägt, die in ihren Anfängen (der Anfang ist hier nicht Sex Pistols und Clash, sondern Crass usw) vollkommen unabhängig vom offiziellen Musikmarkt agiert hat. In den schönsten Momenten in einer Art Vergessenheit des "ersten" Markts. Also nicht im hysterischen die und wir, sondern im es ist mir ganz egal was die machen, ich will von mir erzählen möchte. Und um jetzt endlich auf Africa Hitech zurück zukommen, für mich hat sich von diesem Denken zumindest in dem Mix ganz ordentlich etwas erhalten. Ähnliches ist in Deutschland kaum denkbar. (vlt noch Absolute Beginner oder andere SängerInnen aus dem HipHop R´n´B Bereich) und auch strukturell ist Deutschland ganz weit entfernt von Rough Trade oder Warp. Hier wird auch immer noch von Integration gesprochen, also vom angeblich monolithischen Mittelalter oder gar einem Axiomen der Rassentrennung geträumt. Bring it down that insane thing. Demnächst hilft eine Platte von Africa Hitech auf Warp dabei.


 

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