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Freitag, 12. Juni 2009

Zugeschlagen, bis die Tränen fliessen.


















































So erstes kleines Intermezzo zum "Urlaub" letzte Woche. In Neuruppin gibt es den marktwirtschaftlichen Gesetzen zum Trotz einen Buchladen – also eigentlich Antiquariat – der solche Schätze wie hier oben anbietet. Denn wen interessiert schon noch Penck – außer den Sammlern, die die wirklich wichtigen Sachen unter sich ausmachen – und Müller, der auch nur zu Jubiläen ausgegraben wird. Und gerade der Sammelband zu Müller ist der absolute Wahnsinn. Als ich neulich das Festival gemacht habe, da habe ich auch wieder die Diskussion geführt, wieso man sich Sachen aussetzen sollte, die potentiell verletzend wirken können.
Und freilich transponiert, ist diese Diskussion in dem Sammelband sehr dicht beschrieben, zusammen mit den innerstaatlichen Kontroversen der DDR. Ist also im doppelten Sinne bemerkenswert. Ich will und kann diese Diskussion hier nicht erneut aufrollen. Nur zwei Sachen seien notiert.
1.) Ich bin davon überzeugt, das es keine Soziale Welt ohne Verletzungen geben kann. Wir müssen diese nicht suchen, sollten sie aber auch nicht scheuen. Alle Forderungen die bspw. Gespräche mit nicht verletzenden Charakter einfordern, machen strukturell eine Kritik des Selbstbewußtseins/der Identität unmöglich.
2.) Es gibt zwei übliche Toilettenmodelle. Eines bei dem man seine Scheisse sehen muss und bei dem anderen nicht. Ersteres Modell ist aus denkbaren Gründen nicht mehr sehr beliebt. Dies hat dazu geführt, das innere Erkrankungen später erkannt werden. Was zu einer höheren Sterblichkeitsrate bei eben solchen Erkrankungen führt.

Also wie geschrieben, der Müller Samelband lohnt wirklich der Anschaffung. Gerade in seiner Materialfülle, scheint er mir nicht ersetzbar. Ich könnte das stundenlang ausführen aber fürchte euch damit zu langweilen. Vielleicht meldet ihr euch mal bei der Dame, solltet ihr ein Buch suchen. Ich habe die nächsten beiden schon im Visier. Majakowski und Bernhard.
Kleinen Einblick ins Geschäft, hier!


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Ach und dann noch. Ich habe Ideen. Viele davon und es sind zuviele.
Ich will nicht sagen, ich hab nicht die Power die alle umzusetzen. Weils auch Schwachsinn ist. Es reicht Ideen zu haben. Jetzt dachte ich mir, ich schenke sie euch. In unregelmäßigen Abständen. Hier die erste Idee.
Den ersten Blog den ich führen wollte, sollte Daily Shit heissen und Photographien des täglichen Stuhlgangs beinhalten. Nicht mehr und nicht weniger. Die Idee war der Toilette in der alten Wohnung geschuldet. Es gab aber keine Digital Kamera. Es gibt sie auch jetzt nicht aber auch nicht mehr die Toilette. Ich hätts aber auch nicht drauf gehabt. Na Anonym vielleicht.

Ach und Punkt zwei ist erlogen!

Sonntag, 4. Januar 2009

„Kultur kommt nur von den Verlierern und der Niederlage“ - Heiner Müller - Die Korrektur- Erst das Fundament (feature)- Germania 3

















Das Foto ist ein Screenshot aus einem der Kluge Videos und ausgewählt worden, weil mir diese ganzen blöden historisierenden schwarz-weiß Bilder von Müller soetwas von abgehen.

„Kultur kommt nur von den Verlierern und der Niederlage“

Was heißt das wenn Heiner Müller es sagt. Und allgemein. Und ist es richtig?
Jubiläen sind furchtbar, aber hilfreich. Jetzt wird endlich wieder einmal Müller ausgegraben.
Leute die ihn schon lange kennen werden sagen, der stinkt schon von den Achseln her und sonst auch. Mir geht das nicht so.
Irgendwie staune ich nach wie vor wie die 90er und mit Ihnen Müller, so an mir vorbei gehen konnten. Ich schiebe es immer auf mein Alter. Es kommt mir vor als hätte ich fünf oder sechs Jahre in einem Krankenbett gelegen und nur von den abgelauschten Gesprächen der Ärzte, von den Prozessen außerhalb meines Krankenzimmers gehört. Das Gefühl der Vorenthaltung hat sich erhalten.
Während das Scheitern des Kapitalismus (vielleicht weil es noch nicht so weit ist) mich nicht die Bohne interessiert – dessen Ende Müller vorenthalten blieb, zu seinem eigenem Bedauern – dagegen lässt mich das Scheitern der Utopie nicht mehr los. Wie auch, dient sie doch der beständigen Bestätigung des Jetzt. Ein Trick dessen eigene Verfehlung bereits in ihm angelegt ist. Bleibt zu hoffen, dass ein einziges Mal nicht die Masse vergangener Zeit (die Vergessenheit), sondern die Vernunft es ist, die den entscheidenden Parameter der Veränderung ausmacht. Diese Hoffnung, so erscheint es mir, gab es bei Müller nicht. Müller der ebenfalls ein Chronist des Scheiterns ist, nutzt gleichwohl solche Taschenspieler Tricks nicht. Damit sind die unabdingbaren Auseinandersetzungen um die Gegenwart (denn es wird nie um die Zukunft gekämpft auch wenn dies stets behauptet wird) nicht mehr zu verdecken.
Die Kränkung die damit einhergeht, welche nicht mit dem Skandal verwechseln werden darf, macht Müllers Arbeit so bemerkenswert. Und solange an Begriffen wie Kunst festgehalten wird (werden muss), macht die Kränkung die Ästhetik zur Kunst.

Ein Senderschwerpunkt zu Müller ist hier nach zu lesen.
Da jeden Tag Hörspiele von Müller zu erwarten sind lohnt sich ein Blick auf die HörDat Seite.
Zwei Hörspiel (Die Korrektur & Germania 3) und ein Feature (Erst das Fundament - Anhang zur Korrektur) gibt es hier.
Eine Sammlung großartiger Interview-Videos zwischen Alexander Kluge und Müller gibt es hier. Das einzige mal, das zu erleben ist, wie Kluge jemand zu Wort kommen lässt.