Mittwoch, 22. Mai 2013

Maschinenkunst Bremen – mit TAP909

Also ganz so zahlreich stehen die Exemplare jetzt nicht bei mir in der Bude rum, aber Adel – der neben Stig Inge die andere Hälfte des Live Impro Duos TAP909 ist – hat mir glücklicherweise bei seinem Berlin Besuch eine der Platten hier gelassen. 
Das ist schon gut zwei Wochen her, aber die Musik klingt immer noch fresh! Also warum sie nicht noch hier besprechen?
Bunker I-III, so der Name der Platte, ist schon ein kleines Unding und dies in vielerlei Hinsicht.
Zunächst, wieso kommt solche Musik gerade aus Bremen? Es gibt dort keine wirkliche Szene und mittlerweile auch keine richtige Location mehr für diese Musik. Okay, TAP909 funktionieren sicherlich auch im Galerie Kontext oder im Umfeld der "Kleinkunst", wenn man den Kulturbunker in Bremen mal als einen solchen Ort bezeichnen möchte. Zumindest reichen diese Orte und der Kulturbunker im besonderen aus, um eben jene Stimmung auf der Platte zu produzieren und einzufangen, denn dort wurde Bunker I-III tatsächlich aufgenommen. Ob in Form von zwei (drei) Sets, wie dies die Schallplatte nahe legt, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber ne richtig dicke Anlage wünscht man der Musik dann eigentlich doch und auch eine Veranstaltung, die bis in die Nacht und vlt auch in ein Acid Set hineinreichen darf. Ansonsten muss es der Kopfhörer tun. Aber das mindestens.
An und für sich beruhen beide Tracks auf eine ähnliche Instrumentierung. Adel hat mir geschrieben, dass das im wesentlichen die Roland 909 ist, was man bei Bunker III wohl am deutlichsten hört, ein 16-Kanal Mischer und verschiedene Fieldrecordings. Dazu kommen noch einige Effekte, Sequencer und noch ein bissl was oben drauf. Auch wenn kein Computer wesentlich an der Aufnahme beteiligt sein soll, höre ich doch zumindest eine einkommende E-Mail im Posteingang aus einem der Tracks heraus. Ich vermute, das wäre in einer Studioproduktion rausgeflogen. Aber muss auch nicht, so wird es zum Dokument der Live-Aufnahme-Situation. Mit dem Zugriff auf "Analog"Geräten entsprechen die beiden Jungs durchaus einem Trend in der elektronische Musik, der sich in den letzten beiden Jahren Bahnen gebrochen hat. 
Der Zugang zur Musik dagegen, hebt sich dennoch wohltuend vom elektronischen Einerlei ab. Vor allem weil hier mal keine Angst vor dem Geräusch oder auch Noise und auch nicht das Diktat 4tothefloor vorherrscht. Und das obwohl ich Adel, Stig Inge und ihrem Label ZCKR Records durchaus eine Affinität für Techno unterstellen würde. So jedenfalls meine Erinnerung an ihre Veranstaltungen, damals noch im Zucker Club. Aber vlt. ermöglicht den Jungs eben jener Zugang über die Techno Achse auch erst die Möglichkeit dem Noise oder der Geräuschmusik den Popappeal einzuhauchen, der die Platte so hörenswert macht. Jedenfalls für mich. 
Nun höre ich nicht wahnsinnig viel Noise Musik, eben weil man auch dort nur zu oft mit der Widerholung des ewig Gleichen konfrontiert ist. 
Umso verwunderlicher, dass auch die letzte Noise Platte – ohne eben jener biederen Selbstgefälligkeiten – die mir ans Herz gewuchert ist, ebenfalls aus Bremen kam. Das war die Onkel Kotze von Jan van Hasselt.
Wobei meine vorherige Aussage, dass es in Bremen keine Szene gibt, dadurch nicht wiederlegt ist, denn um das Wissen all dieser Einzelcharaktere umeinander, ist es meines Erachtens gar nicht alt zu gut bestellt. Aber vlt beweisen die Releases ja auch einfach, dass es auch so geht.
Zurück zu den beiden Tracks, die sich trotz ihr ähnlichen Instrumentierung doch deutlich voneinander unterscheiden. Ich bin wirklich großer Fan des schon genannten Bunker III Tracks. In diesem entwickelt sich aus einem Fortbewegungsgeräusch (vlt sogar zwei, wenn dass da im Hintergrund ein Helikopter ist) relativ langsam, ein einfacher, trockener, repetitiver Beat, der über die gesamte Länge des Tracks einer sehr schöne Dramaturgie, Dynamik und Metamorphose unterworfen ist oder sich in diese fügt. Ansonsten gibt es noch eine relativ klassische Klimaxentwicklung, alles ganz toll also.
Der zweite Track Bunker I-II ist so ein mäanderndes Drone Dingens, wo sich nach hinten raus ein paar Einzelsignale und Geräusche herausschälen. Zum Teil klingt das Ganze recht infernalisch, geht aber durch beschriebenes Ende irgendwie mit einem Augenzwinkern raus. Und das ist meist und auch hier sehr gut, wenn Musiker ihren Gegenstand nicht ganz so ernst nehmen bzw. dazu bereit sind mit einem bereits entworfenen Bild auch brechen zu wollen.
Mir macht es insgesamt den Eindruck, als würde da noch ordentlich was kommen können. Und es wäre sowieso wünschenwert, wenn das Duo und seine Musik auch in Zukunft eine konzertante oder welche Live-Aufführung auch immer finden würde. Ich steh gefährlich bei Fuß, wenn se dann hier ma in Berlin spielen würden.
Zum Schluß noch ein weiteres Live Set der Bengels.

TAP909 - SUN04 (live) by TAP909

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Mastered by Pole @ Scape Mastering, Berlin
printed by: Matthias Keller & Bernd Krönker (Cabinet Gold van d’Vlies)
Artwork by: Daniel Neubacher
Additional text on label (B) by: Sönke Busch
 

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

"Nun höre ich nicht wahnsinnig viel Noise Musik, eben weil man auch dort nur zu oft mit der Widerholung des ewig Gleichen konfrontiert ist."

wo gibs denn weniger wiederholung wenn nicht dort?
der ganze witz bei noise ist doch das alles als noise rezipiert werden kann und alle so called "musik"sub/genres sich zu gemüte führt.

schön gruss benjamin