Mittwoch, 12. Juni 2013

Gee Vaucher – London – The Horse Hospital

Eigentlich ist in der Überschrift fast alles gesagt. Aber nur fast.
Gee Vaucher kann man kennen, muss man aber auch nicht. Gee hat die Cover für die Über-Crust–Punk Band Crass gemalt. Genau! Das, was ihr immer für Collagen hieltet, waren Gouache-Zeichnungen. 
Nun kann man die Politik der Band halbwegs vergessen und irgendwie sind sie vermutlich auch an der Rückkehr dier Hippies innerhalb der Popkultur schuld. Ein jedes Mal wenn Penny Rimbaud nun denkt er müsse uns Kids zeigen wie total frei und unkonventionell er geblieben ist, holt er seine Gurke aus der Hose und wedelt auf irgendeinen Hügel damit vor der Kamera rum. Das ganze ist fast so sicher wie das Amen in der Kirche. Das ist vielleicht noch kein Beweis aber doch ein Hinweis auf die Ersatzreligion die er längst begründet hat. 
Aber trotz alledem, ich mag die Band, die Musik und ihr Auftreten. Sie waren ganz schön weit vorne. Es ist also wenig verwunderlich, dass es immer irgendwie weiter ging und geht. Auch wenn man sich mit dem Rücken zum Gegenstand dreht oder andersrum. Rimbaud und Gee hatten es sich eine Zeit lang in ihrem Kommune Haus bequem gemacht gehabt. Dann und wann kamen Punx vorbei und sind für kurz oder länger geblieben. Irgendwann hatte der Besitzer des Anwesens gedacht, daraus lässt sich goldne Münze machen. Zudem Zeitpunkt waren die Tätigkeiten zumindest von Rimbaud und Vaucher wieder öffentlich wahrnehmbar. Ich bin damals nach London zu einer Kunst-Versteigerung ins Horse Hospital geflogen. Das erste mal England/London, das erste mal allein unterwegs. 
Ich habe dort allen brav die Hand schütteln dürfen und sie, die Leute dort, waren echt interessiert und gesprächig gewesen. U.a. wohl aus der Verwunderung, was einem gerade so dem Teenageralter entwachsener Jüngling dort hinbewegte. Kaufen konnte ich bei der Auktion nichts. Aber es hatte auch so und wohl auch mit der Hilfe von Freunden gereicht, die Butze von Crass in ein Eigenheim zu verwandeln. Schließlich zählten auch Personen wie Björk zum Ziehgut der Band. Sie war übrigens auch dort, meine ich. Und John Peel vlt auch. Da bin ich mir aber nicht ganz so sicher, weil ich ihn damals vor Ort nicht erkannte. Heute kann man im Dial House an so Gartenkurse teilnehmen oder lernen, wie man ein Plumsklo baut.
Die Band, besser Penny und Gee haben fast die komplette Discographie neu produziert, layoutet und wieder veröffentlicht. Zwischen dem Rest der Band und Penny gabs ein bisschen Rimbaud. Von Gee und Steve mal abgesehen. Der tourte temporär mit ner Metalband und den Crass Songs durch ein paar Städte. Das Label Southern wollte Penny damals mit der Repress–Aktion retten. Mittlerweile reduziert sich dieses nahezu auf den Backkatalog der Band. Damit stehet es natürlich nicht alleine. Den Trend, den die Dead Kennedys losgetreten haben, konnten sich auch Labels wie Dischord Records nicht verschließen. Und er scheint auch der letzte Notnagel für Southern gewesen zu sein. Die Wiederbelebung einer ganzen Reihe von Punk und Hardcore Bands hat dies ebenfalls nach sich gezogen. ich will das gar nicht schlechter machen als es vielleicht ist. Mir ist immer noch wichtig, was um solche Bands und Label passiert. Wo sie auftreten, wie hoch der Eintritt ist, welche Politik die Musiker verfolgen und letztlich in welcher Szene das passiert. Ein bisschen mehr "Ehrlichkeit" in Bezug auf die Anlässe solcher Reunions wäre mir schon lieb…
Ich bin allerdings auch glücklich über viele Veröffentlichungen, die im Zuge dieser Wiederbelebung erschienen sind. Dazu gehören ganz sicherlich die alten und neuen Arbeiten eben jener Gee Vaucher, über die ich eigentlich schreiben wollte. Die Memoiren des Rimbaud sind beim Ventil Verlag erschienen. Und auch wenn ich mir eine kritische Ausgabe gewünscht hätte, reichen auch die Selbstaussagen Rimbauds als Grundlage einer eigenen Kritik. Ich hätte jedenfalls gerne mit meinem kleinen Verlag, die Songtexte in deutscher Übersetzung heraus gegeben. Wenn ich dieses Jahr noch einmal zu ein bisschen geld kommen sollte, würde ich mir in jedem Fall noch eben jenes Songtextbuch und die gestalterischen Arbeiten (Bücher) von Gee holen. 
Leider wird der Film wohl nicht demnächst bei Vimeo oder Youtube zu sehen sein. Aber das bedeutet ganz sicher, die beiden Crass leben noch. Und das ist ja auch etwas wert.

21 june 2013 Gee Vaucher: Angel  
Not so much a movie as a study of stillness wherein the standard exaggerated dramas and sound-bite trickeries of Hollywood are replaced with a profound introversion: a meditation.
The Horse Hospital
Colonnade, Bloomsbury
London WC1N 1JD 

popculture@thehorsehospital.com
+44 (0)20 7833 3644

Crass Publishing via Exitstencil Press

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