Sonntag, 27. Januar 2013

was tun? zeichen der krise.

Ich denke, dass der aktuelle homophobe backlash keineswegs auf Russland begrenzt ist oder eine Kritik daran, sich auf Russland reduzieren sollte. Auch wenn sich die "partikularen" Ereignisse – wie jetzt die furchtbare  Abstimmung in der russischen Duma – sich besser zur Mobilisierung nutzen lassen dürften, als die (womöglich) unübersichtliche Situation der gesellschaftlichen Gruppierungen und deren Bewegungen im heutigen Russland. Trotzdem, eine auf Russland zugespitze Kampagne wird das gewünschte Ziel eben jener Kritik weit verfehlen. 
Nicht zuletzt sind doch eben jene kritisierten Ressentiments, gegen alles was nicht zur eigenen (Vulgär-) Bürgerlichkeit gezählt wird  (Dazu zählt vmtl. all das, was die "deutsche" Linke/Linksradikale gemeinhin als Zivilgesellschaft bezeichnet und worin sie/wir uns eben auch selbst verorten.), auf die tatsächliche oder gefühlte Deklassierung der (nationalen) Identität und Minderung derer materiellen Grundlagen zurück zu führen. 
Gerade weil/wenn man sich selbst in einer anti-nationalen Ideengeschichte situiert, würde man im besten Fall über eine Kritik der als "eigen" bekannte Verhältnisse und deren Diskussion über nationale Grenzen hinweg, die Chance bekommen verstanden zu werden. Moralische Standards, so ehrenwert diese auch gemeint sind, schaffen dies ohne eine legitimierende und ausreichende Macht nicht.
Nun sollte man nur begrenzt Achtung vor etwaigen nationalen Gefühlen haben, unberücksichtigt bleiben sollten diese aber in keinem Fall. Und dabei sei nicht nur an die Vorraussetzungen einer gelungenen Kommunikation gedacht, sondern auch an die Latenz mit der nationale Vorstellungen und Konzepte in anderen identitären Projekten fortbestehen oder transzendieren.

Nimmt man die Vehemenz mit der die totalisierende Russlandkritik zum Teil in Deutschland geführt wird, gewinnt man ein Gefühl dafür, wie bedroht der eigene (erkämpfte) Standard ist oder als solches empfunden wird, bzw. wie kurz vorher man den vielfältigen Delegitimierungen "entgangen" ist. 
Es wäre nicht zu weit gedacht, wenn eben jene Bedrohung qua Projektion (auf Russland) beschwichtigt werden soll. Diese Überlegung, möchte ich nicht als einen (allgemeinen) Befund verstanden wissen. Sondern vielmehr als eine Ideenkonstruktion, von der sich bequem in den Osten und Westen schauen und diese gegebenenfalls zusammen denken lässt.

Insofern halte ich die ernsthafte Kritik der hiesigen heteronormativen Verhältnisse als beste Unterstützung des nun mehr kriminalisierten Gesellschaftsteils Russlands, der Lesben, Transen, Schwulen u.a.




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