Donnerstag, 16. September 2010

wishing back the time sometimes

bei Brief.

Bei uns in der Straße wird gebaut. Hinten und vorne und an allen Ecken und Enden. Hier sind alle mehr oder weniger Reich und zu jedem Haus gehören so an die ein bis zwei Autos. Die Ausgangslage ist klar, oder? Mein Außenspiegel war auch schon mal abgetreten worden oder zumindest abgerissen. Nervt halt beides – vorne und hinten. Wie die Sau. Am meisten hasst man ja die, die etwas machen, dass man sich selbst nicht traut. Gleich an der Ecke, vorne an der Straße ist der Gehweg besonders schmal – weil da noch ein Trafo steht. Es ist auch verboten dort zu parken. Trotzdem wird da geparkt. Egal ist mir das gar nicht, deswegen dräng ich mich dazwischen, egal wie schmal der Spalt ist. Meistens parken dort Leute von Außerhalb, wenn man diesen Schluß richtig aus den Nummerchildern schließen kann. Bei mir geht das nämlich schon mal nicht. Ich wohne in Bremen, fahre aber ein Auto mit nicht Bremer Nummernschild.
Nun meine ich in Folge ein gleichbleibendes Ritual beobachtet zu haben. Das erste was passiert, ist, dass die Anwohner die Scheibenwischer am Auto hochstellen. Kann auch sein, dass dann bald auch schon auf die Scheiben gerotzt wird. Als nächstes muss der Außenspiegel auf der Beifahrerseite dran glauben. Dann waren die Politessen da und haben einen Scheibenwischer wieder runtergebogen und noch etwas dazu und drunter geklemmt. Dann machen die Scheibenwischer erneut die Beuge, der Zettel fliegt weg. Neulich hab ich so ein Ticket vor mir wegwehen sehen. Ich hab kurz überlegt, ob ich ihn wieder zurück klemme. Nicht aus Boshaftigkeit. Eher aus dem Kafka Drama heraus. Wo die Ankündigung der Strafe aus dem nichts kommt und sich weiter entwickelt bis zum Tod des Protagonisten. Das wünsche ich dem Fahrer des KFZ´s ganz bestimmt nicht. Ich war aber zu faul dem Ticket hinterher zu rennen. Irgendwann hatte der Eigentümer Mitleid mit seinem Gefährt. Wahrscheinlich nicht zu spät. Wer weiß wie sich diese Dynamik weiter entwickelt hätte. Seit einigen Tagen steht ein neuer aber alter roter Kleinwagen an selber Stelle. Wieder ein Ahnungsloser oder Hoffnungsvoller Falschparker von außerhalb. Die Scheibenwischer waren schon nach oben gebogen. Einen Ticket gab es noch nicht oder es war schon vom Wind wieder weggetragen. Als ich vorhin von der Arbeit kam, war die Scheibe geplatzt und vor dem Auto lag ein grün angestrichender Schilderstein. Also so ein Stein, in dem das Schild steckt, auf dem das eingeschränkte Parkverbot – oder was weiß ich – ausgewiesen ist. Das ist leider kein Scherz. Neulich ist mir noch etwas anderes aufgefallen, da wurde die aktuelle Kriminalstatistik vorgestellt. Und wir alle (naja zumindest alle Linksradikale) freuen uns dann schon gewohnheitsmäßig auf die klassische Gegenüberstellung von rechter und linker Gewalt oder anderer Starftaten. Dann gibt es noch den großen anderen Haufen nicht legitimierter (oder auch mal legitimierter) Gewalt und anderer Verbrechen. Hier wird aber nicht auf die Gesinnung verwiesen. Was ein bißchen Schade ist. Denn was bleibt denn da noch, wenns weder als links oder rechts eingeordnet werden kann? Genau, die bürgerliche Mitte. Und jetzt, ohh Schreck, stellen wir eines fest, der Großteil aller Starftaten fällt auf die Bevölkerungsgruppe, die die Basis der demokratischen Grundordnung bildet. Die bürgerlichen Demokraten, die vielleicht nicht mehr gemacht haben, als das Prinzip der Konkurenz oder der bürgerlichen Moral zu Ernst genommen zu haben. Heute oder gestern ist hier wahrscheinlich einem Typen die Hutschnur oder der Arsch geplatz. Er hat sich die Mühe gemacht einen Kiloschweren Schilderstein in die Frontscheibe eines Autos zu werfen. Ums Auto rumzugehen, hätte auf jeden Fall weniger Energie gekostet. Aber erzähle das einem Menschen, der eine Mission hat. 
Ich bin Optimist, ich bin depressiv würde Marcuse vlt sagen. Einen Taperekorder hätte ich gerne, aber nicht die Zeit zurück gedreht. Das als Ende, das aus dem Nichts kommt. Wünsche wohl geruht zu haben. Euer Kalle Blomquist.

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