Dienstag, 12. Mai 2009

Für einen revolutionären Ersten Mai,


















ist es ja nie zu spät. Der zwölfte ginge doch auch, um die Welt zum Stillstand zu zwingen. Wenn es das Proletariat denn nur wollte. Wenn es sich wollte, um sich selbst endlich los zu werden. Am 30.05. soll ja schon wieder Weltuntergang sein. Dazwischen blieb noch etwas Zeit. Übrigens ist das auf dem Foto nicht Herr Sommer vom DGB. Der wusste viel zu erzählen, als er neulich in Bremen war. Das ist schon ganz schön traurig eine Gewerkschaft zu sehen, die glaubt zu wissen (oder dies vorgibt), wie man besser – sprich sozial – wirtschaftet. So ein Quatsch, so vulgär, so dumm. Genau wie der Patriotismus und Protektionismus und Lohnverzicht, in den solches Gerede ja zwangsläufig mündet. Wenn nur der Idealismus genauso schnell zu entsorgen wäre, wie das Proletariat sich entleert hat. Viel wäre gewonnen und wir könnten mal überlegen, ob wir etwas mit roter Sonne singen. Was für eine Tat, wenn morgen in den Nachrichten stehen würde, Sommer gibt den Kapitalismus auf. Einfach mal sagen, sorry Leute, da ist gar nichts zu machen.
Wir latschen noch tausend Jahre zwischen unsern Gönnern von Staat und Wirtschaft hin und her und bekommen dann doch nur das, was zu Erhaltung unserer Arbeitskraft gerade nötig ist.
Und das es dafür keine Garantien gibt, auch wenn dies ein Tarifvertrag vorgibt, sieht man gerade jetzt aller Orts. Vorgestern habe ich unseren Schornsteinfeger morgens gesehen, als ich vom Einkaufen kam. Sein Frühstück nahm er in seinem Auto zu sich. Glaub nicht, dass es schon 10.oo Uhr morgens war. Der Junge ist super freundlich. Früher bei uns auf dem Dorf, war es noch so ein richtiges Schwein. Ich schreibe Junge, weil er locker acht Jahre jünger als ich aussieht. Er hat einen kleinen Ziegenbart und vielleicht sieht man ihn ab und zu im Tower. Weiß ich aber nicht, weil ich selten in den Tower gehe. Vielleicht hat er auch gar kein Bock mehr was zu machen, wenn er von der Arbeit kommt. Der Beruf des Schornsteinfegers hat sich ja stark verändert, könnte man sicherlich auf einer Fachtagung für Schornsteinfeger erfahren. Die Palette der Aufgaben ist viel größer geworden. Der Schronsteinfeger ist heute ein Dienstleister an der Sache. Er heisst wahrscheinlich gar nicht mehr Schornsteinfeger. Nur die Regeln der Gilde sind gleich geblieben, wieviele ausgebildet werden usw. Wer wo später arbeiten darf. Solche Fründe sind heute selbstverständlich bedroht. Vielleicht ist aber auch alles anders.
Ich bin kein Schornsteinfeger. Als ich mit 9,10 oder 11 im Ferienlager des VEB Elektronisch-Physikalische Werke Neuruppin war, lernte ich gar erst die Mythen die den Beruf des Schornsteinfegers umgeben kennen. Zwei Mädchen rannten. für mich aus unerklärlichen Gründen, über die Straße und packten sich bei dem glatten Kopfsteinflaster auf die Fresse. Kopfsteinpflaster heisst ja Kopfsteinpflaster, weil früher, als Kopfsteinpflaster noch gebräuchlicher war, Pflasterstein und Kopf sich so häufig näher kamen. Sei es jetzt bei regennasser Fahrbahn oder auch mal bei einen Arbeiteraufstand. Heute ist ja Asphalt beliebter und gebräuchlicher geworden. Kopfsteinplaster liegt nur noch da, wo keine Unruhen zu erwarten sind und Autofahrer sich an den selbstgemalten Achtung spielende Kinder Schilder halten oder dort wo gar keine Autorität mehr ist, die man mit den Steinen treffen könnte. Wobei sowieso die Frage zu stellen ist, ob man mit Steinen Autoritäten trifft, oder vielleicht nicht doch nur einfach Menschen. Die Autorität ist ein seltsames Spiel. Sie kommt und geht von einem zum anderen! Jedenfalls hab ich erst damals erfahren, dass es Glück bringen soll, wenn man einen Schornsteinfeger berührt. Scheisse wenn das Pech, wie bei diesen Mädchen, so kurz vor dem "Glücksempfang" dann doch noch zu schlägt. Das Glück praktisch verhindert oder zumindest im erfahrenen Unglück aufhebt. Selbstverständlich haben es sich die beiden sich nicht nehmen lassen – also ihr Glück – den schwarzen Herrn doch noch zu berühren. Als ich dann meinen – ja jetzt ist es schon mein Schornsteinfeger, weil Dienstleister – Schornsteinfeger sah, hab ich mich gefragt, ob es an seinem Arbeistkleid noch eine Stelle gibt, wo morgens etwas Ruß aufgebracht wird. Denn schwarz ist mein Schornsteinfeger nicht mehr.
Und an allem ist Lenin schuld – dem man zum ersten Mai, auf dem wunderbaren Fotoblog des niederländischen Staatsarchiv finden konnte – dachte ich bei mir ganz unernst, als ich Montag morgens meinen Schornsteinfeger frühstücken sah. Es war noch nicht zehn Uhr.

2 Kommentare:

nullmann hat gesagt…

zu jedem post ein lied?

aristid kuwalda hat gesagt…

macht sinn für mich.
bei saigonmarket funktioniert das ja auch schon ganz gut.
ziehen wir jetzt eiskalt durch, wie gefrorenes Kopfsteinpflaster.