Donnerstag, 12. März 2009

Killer/ Winnenden

Wenn die bürgerlichen Medien das Wort Warum bemühen, dann steht dahinter kein Fragezeichen, sondern zumeist ein Ausrufezeichen.

Die Medien wollen die "Schandtat" sich und ihren Rezipienten, nur als solche erklären und sie damit gleichzeitig unbeantwortet lassen. Damit entsprechen sie sich und dem Gros ihrer Leser, welche es sich in der Betroffenheitsgeste komfortabel eingerichtet haben, gemeinsam mit den vulgärsten Erklärungsversuchen oder auch tatsächlicher Bestürzung.

Das insistieren der Moderatoren auf eine erschöpfende Antwort, paart sich grundsätzlich immer mit der Vorwegnahme, dass die Frage nicht zu beantworten sei. Deswegen wird sie immer wieder neu und immer wieder anderen gestellt.

Zudem wird auf eine solche Frage immer eine moralisierende Antwort erwartet und eine rationelle als amoralisch denunziert werden. Klar, handelt es sich doch bei der Tat um eine amoralische, die außerhalb unseres moralischen Begriffsverständnisses steht, somit nicht verstanden werden kann oder muss – für den Zugriff der Vernunft bleibt sie verschlossen, muss sie sogar werden.

Wer diesen Kurzschluss zurückweist, muss bald merken, dass eine solche Tat immer eine hoch moralische ist. Diese hat(te) das Ziel, die reine Ordnung wieder in Kraft zu setzen.
Der Täter hat nämlich die moralischen Appelle an sich, durchweg ernst genommen.

Alle anderen werden weiterhin versuchen die Schuldfrage zu subjektivieren (also nach einem Motiv suchen, das sich von den ihres Lebensmotiv signifikant unterscheidet) und mit dem Versuch die gewonnen Antworten zu objektivieren scheitern.

Dieses lässt sich noch am ehesten am Geschmack der Täter realisieren. Deshalb ist es nur eine Zeitfrage, bis Ursache und/oder Auslöser (diese beiden Kategorien lassen sich zumeist in den gängigen Diskussionen nicht mehr trennen) in Freizeitbeschäftigungen gefunden werden, die eine spezifische Gruppe kennzeichnet. Deshalb kommt auch niemand auf die Idee, in diesem konkreten Fall die Religionszugehörigkeit als Erklärungsursache heranzuziehen, weil sie nicht dazu dienen kann, die Differenz zwischen Täter und Gemeinschaft herzustellen.

Noch sind diese trennenden Merkmale nicht klar genug ausgemacht, um glaubhaft zu werden.
In wenigen Tagen wird klar sein, ob eine psychologische Disposition oder doch die Ballerspiele schuld sind. Die gewieftesten Journalisten haben schon ausgemacht, dass es neben der Rock Musik noch andere Musikgattungen gibt, die als Erklärungsgrundlage der Tat dienen könnten. Dass Musik, die als Zielgruppe Jugendliche hat, sich zwangsläufig mit deren Lebensbedingungen und den darum gruppierten Phantasien beschäftigen muss und zugleich deren Ausdruck sind, der Gedanke kommt ihnen nicht. Dies würde bedeuten anzuerkennen, dass Ausschluss, Konkurrenz und Herabwürdigung nicht nur Elemente einer selbstbezüglichen spezifischen (Jugend-)Kultur sind, sondern integraler Bestandteil gesellschaftlicher Wirklichkeit und zugleich das Mittel zur dessen Verarbeitung ist.

Bezeichnend eine Glosse die ich in der SZ gelesen habe:
Saya keine gewöhnliche Lehrerin. Sie ist die Erfindung eines japanischen Wissenschaftlers, ein Roboter, der bereits als Lehrerersatz getestet wird. Ihr „Vater“ Hiroshi Kobayashi schwärmt, gerade bei jüngeren Schülern sei sie ein großer Erfolg. Als Saya bei einem Testlauf Anfang des Jahres mit den Kleinen schimpfte, hätten sie sogar zu weinen angefangen.
(Foto von AP)

An anderer Stelle gibt es eine ausführliche Darstellung des Themenkomplexes, die über das Einerlei der Berichterstattung weit hinaus reicht. Da steht zum Beispiel:

Wenn Schüler in dieser Lage die Schulen in einen "Jahrmarkt ihrer Eitelkeiten" umfunktionieren, zeigen sie nur, wie gut sie bereits all jene geistigen Techniken gelernt haben, die ihnen zur Bewältigung des bürgerlichen Alltags beigebracht werden. Frühzeitig zum "sozialen Ausschuss" degradiert, setzen sie diese nach ihren eigenen Spielregeln ein, und leben an Mitschülern ihren unverwüstlichen Anerkennungswahn und Selbstbewusstseinskult aus.

Und da sind zum anderen die "Gewalttäter" wie der R.S. aus Erfurt oder der S.B. aus Emsdetten, die zeigen, dass die Höhere Bildung vor Massakern nicht schützt. Wenn Schüler von Lehrern kurz vor dem Abitur gefeuert werden, wenn sie sich deswegen ungerecht behandelt fühlen und ihr Recht, zu den "Besseren" zu gehören, mit Füßen getreten sehen, dann verwandeln sie schon mal eine Schule in ein blutiges "Feld der Ehre". Nachher darf dann die bestürzte Öffentlichkeit wehklagen, dass das mit der "Ehre" so nicht gemeint ist.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Leute: the kids are alright. Labert nicht rum (HG, Du bist nicht gemeint,toller blog). Psychiatrie, Counter Strike, Schützenvereine- klar, alle schuldig - black metal, tarrantino, israel - ok, da man da ja nicht selbst am trigger sitzt. bullshit. the last unicorn, darum geht es. I like the new romantics...

Pjotr Pimmelow hat gesagt…

Wer toppt den neuen Highscore?