Bevor ich jetzt gleich nach Hamburg zum Noise Festival fahre, noch dieser kleine Hinweis.Felix Kubin, den man vor Jahren als dicke Wurst im roten Pailettenanzug im Vorprogramm von Stereo Total sehen durfte. Der dort auch überzeugte – so das man selbst nebst Freunden, mindestens einen Monat lang in eben solchen Anzügen durch die Straßen Anklams lief, bis es den Nazis zu viel wurde – eben dieser macht auch Hörspiele. Gestern lief ein solches im WDR. Dort kann man auch das Kleinod runterladen, bevor es zu spät wird.
Darauf sollte hingewiesen werden. Dies habe ich getan. Viel Spaß.
Das Foto hat Sam Turner gemacht.
1 Kommentar:
Felix Kubin und Jacques Palminger ueber das Leben in der Bueckmoderne.
Der hamburger musiker und radiomoderator Felix Kubin, 29, gruendete 1998 sein
label Gagarin Records, die erste platte wurde mit einer auflage von 300 stueck
begeistert aufgenommen und bereits 3 wochen nach dem erscheinen in england zu
schwarzmarktpreisen von bis zu dm 100,- gehandelt. Bei live-auftritten kommen
die beats von cd, Jacques Palminger assistiert zuweilen als schlagzeuger,
waehrend Kubin meist mit atemberaubender perfektion und schnelligkeit mehrere
keyboards zugleich bearbeitet, so dass man ihm abnimmt, etwas von seinem
handwerk zu verstehen. Catarina Pratter und Christian Hessle wollten mehr wissen
und begaben sich vorm rhiz zum deux a deux, das allen beteiligten tiefere
erkenntnisse und mir im speziellen eine mittelohrentzuendung brachte - an beidem
werden wir noch lange herumkiefeln...
"Meine beseelten gaerten verlasse ich nur ungern. Denn ich habe alles schon
erlebt, was es unter menschen zu erleben gibt - und lange genug versucht, die
menschen zu verstehen. Es ist mir nicht gelungen." (Charles Bronson)
Catarina Pratter: Was mir oft abgeht an solchen abenden, da hast du so tolle
musik und ein super live-set, aber irgendwie fehlt was - und das habe ich
gestern schon so super gefunden, dass der Felix - und du heute auch - so
moderiert habt.
Felix Kubin: Ja, das ist so ein bischen aussen vor heutzutage. Nehmen wir mal
diesen laden hier, wofuer der steht; die idee ist fein und es ist auch wichtig,
dass man die wurzeln hier so abschneidet - da kommt es zu situationen, wo sich
dann doch alle nicht wohlfuehlen, weil da wurden doch viele aspekte nicht
beachtet, zum beispiel dass, wenn das alles unter so einer grossen
geheimhaltungsstufe abgeht und sich irgendwie uebers internet verteilt, dann...
- ja was ist dann, sag du mal!
CP: Spricht du auf phonoTAKTIK an? Ich meine, da gibt's doch genug flyer. Ich
weiss nicht, wie's bei euch ist, aber hier funktioniert das ja ueber flyer und
internet. Wie ist das bei euch?
Jacques Palminger:aeh, schon. ... Super, zustimmung! Das ist ja geil, da hat man
sich tierisch was gespart!
Christian Hessle: Ich bin gestern mit der ubahn gekommen - ihr wahrscheinlich
mit dem auto, dass heisst ihr habt dieses tolle erlebnis nicht gehabt - die wird
auf stelzen gefuehr. Man geht also von der station die stufen hinunter in
richtung...
JP: Handelskai!
CP:...Embalagenfabrik...
JP: Ich moechte in dem fall ganz kurz einen namen schon mal so reinwerfen,
weil...
FK: Max Brandt?
JP: ...da ist ein musikstueck von uns - vielleicht wird das etwas sehr, sehr
schoenes. Es heisst Fernwaerme Wien und das moechte ich schon mal so froehlich
ankuendigen.
CH: Fernwaerme Wien ist ein interessantes thema, aber lasst mich noch die
geschichte fertig erzaehlen! Man ging dann unter den stelzen richtung
Embalagenfabrik und ihr muesst wissen, dass neben dem Handelskai gerade das
dritthoechste gebaeude europas, das dazu noch recht bezeichnend Milleniums Tower
heisst, gebaut wurde. Das phantastische daran war, man ist da gegangen ohne den
Milleniums Tower zu sehen. Man sah ihn erst, als man sich gebueckt hat und
zwischen den teilen hinaufgesehen hat. Ist das paranoia, dass man sich buecken
muss, um etwas zu sehen, wo man sich doch eigentlich strecken muesste?
FK: Da muesste man sich jetzt einmal fragen: was heisst das, sich zu buecken?
CH: Ja, was?
FK: Also ich will den ariadnefaden mal von hinten aufdroeseln. Es gibt ja hier
so einen Narrenturm, nicht? Ein alter freund hat mir erzaehlt, im Narrenturm
werden skelette ausgestellt - berichtige mich, wenn das falsch ist - von leuten,
die eben diese bueckkrankheit haben, also irgendwie so eine extrem
fortgeschrittene - ich nenne es jetzt einfach mal skyphoskolljose oder
scheuermann. Ich hab das ja gestern schon mal angeschnitten... War das gestern,
wo ich das gesagt hab?
JP: Vorgestern, da hast du wieder mal schlimme schmerzen gehabt. Also, die
schmerzen haben sich jetzt in die finger verlagert.
FK: Es ist wirklich schrecklich, das muss man mal sagen, also so eine dicke
fingerpasse koennte ich gut gebrauchen. Ich hab eine totale finger-paranoia. Der
linke zeigefinger hat wahrscheinlich so eine kapselsprengung. Was du nicht
weisst: vorvorgestern, da habe ich ueber das buecken geredet, weil diese orgel
vor mir stand so niedrig, das ich gesagt habe, das sollte man auch mal
anerkennen, dass ich in so einer extremen bueckhaltung vor dem publikum spielen
muss. Vielleicht koennte aus dieser bueckhaltung heraus eine ganz neue
perspektive entstehen, auf mich als person, auf die musik und auf die qual,
derer ich mich unterziehe hier um diese musik weiterzubringen. Das hat ja
natuerlich ganz viel damit zu tun, was du sagst.
Ich hatte naemlich im
foetalen zustand - so die theorie meines arztes - einen scheuermann. Das kriegt
man ja eigentlich erst ganz spaet, ist so eine art rueckenmarksverknorpelung.
Dieser scheuermann, der ist ausgeheilt bevor ich geboren bin. Ich meine auch
manchmal, dass ich mich dran erinnern kann, dass ich irgendwie gedacht habe:
"Was soll das, ich muss hier so eingekruemmt rumhaengen und da hinten geht was
ab, das muss ich erst mal klar machen, bevor ich mich auf die erde begeben
kann." Und so kam ich dann auch entsprechend mit einem krummen knickruecken aus
dem mutterlaib herausgepoltert.
JP: Felix, eine zwischenfrage: wie sitzt du eigentlich jetzt gerade da? Wuerdest
du das eine gerade haltung nennen, oder ist das die scheuermann'sche?
FK: Es gibt ja dieses buch Krankheit Als Weg, da geht darum, dass krankheiten
teil der persoenlichkeitsentwicklung sind. Wenn du jetzt die sache mit der
paranoia ansprichst - den bogen versuch ich jetzt noch ein bischen zu finden -
dann heisst das ja, dass die paranoia eine wichtige voraussetzung ist, um
ueberhaupt den blick nach oben richten, also umueberhaupt kuenstlerisch taetig
werden zu koennen.
JP: Und das ist dann der der Wiener Blick, nicht?
FK: Du meinst die Wiener Methode!
JP: Die Wiener Methode - also methode ist vielleicht zu bewusst. Das ist der
Wiener Blick, so wuerde ich das sehen.
FK: Wenn wir das jetzt weiterspinnen, was du sagst, dann wuerde das bedeuten,
dass man die leute hier anstiften sollte, diese bueckhaltung einzunehmen, um
nicht nur tuerme, sondern vielleicht auch sterne, also dinge, die man in der
normalen aufrichtung nicht sehen kann, ueberhaupt sehen zu koennen. Eigentlich
so: bueck dich damit du siehst, was oben passiert.
CH: Wenn ich das jetzt wiederum weiterspinnen duerfte: um auf den fernwaermeturm
zu sprechen kommen, den hat der, laut Kronenzeitung beruehmteste kuenstler
oesterreichs, naemlich herr Hundertwasser gestaltet. Wenn wir jetzt diese
buecktheorie weiterspannen, dann stelle ich mir vor, dass das teil vorher
wirklich aus unansehnlichem aluminium-wellblech bestanden hat mit einem hohen
rauchfang. Und da ist irgendwie der rauch gegen den himmel gestiegen...
FK: Meinst du damit, dass die erbauer dieses turmes nicht daran gedacht haben,
dass die fernwaereme, die sie da oben aus dem schornstein rausblasen vielleicht
den menschen hier unten ueberhaupt nichts bringen kann, weil sie einfach nach
oben verpufft. Waerme steigt ja nach oben statt umgekehrt! Da moecht ich meinen
vater einmal anrufen, der arbeitet naemlich im atomkraftwerk...
CH: Ein zweiter aspekt: waerme stinkt auch. Und es war wohl so, dass sie dieses
kraftwerk dahin gebaut haben, worauf sich der staub und schmutz in der waerme
ueber die ganze stadt verteilt hat. Die leute dachten dann vielleicht, da der
rauch nach oben steigt, muessten sie sich moeglichst tief nach unten buecken, um
entsprechend wenig paranoia vor staub, dreck, schmutz und gestank zu haben. Dass
das ganze nicht funktionieren konnte, ist ganz klar und ich denke, dass sie aus
diesem grund probiert haben, die fernwaerme irgendwie schoener zu machen, damit
auch der gestank schoener werden wuerde. Jetzt noch die frage: wie riecht wien?
JP: Der erste eindruck: so ein ganz frischer geruch von so einem... - ich kenn
das nicht, das muessen berge sein, so richtige berge, die oesterreichischen
berge, man koennte auch gletschergeruch sagen, aber sehr scharf, fast
uebertrieben scharf und vieleicht auch mentholversetzt. Also schon so eine
briese, die man mit einer art schnupftabak-gefuehl aufsaugt. Aber immer wenn man
auf die toilette geht, da so eintaucht in diese wunderwelt, habe ich das
gefuehl, als wuerde ich wie an einem nasenring durch einem maerchenwald der
schlechten gerueche gezogen werden. Das sind die klosteine!
FK: Das ist eine klosteinkultur sondergleichen hier!
JP: Das ist eine klosteinkultur, das ist richtig. Das ist psychodelischer
wahnsinn, das ist hysterie, das ist... die neue strenge!
FK: Da kann man nur noch mit den augen schuetteln. Aber weisst du, was ich auch
finde? Sobald man aus dieser bueckhaltung ein bischen nach oben geht, so ab
ungefaehr 30cm hoehe - jetzt mal vorausgesetzt, alle gehen extrem gebueckt -
riecht es massiv nach arzt. Riechst du das?
CH: Vielleicht kommt das von Freud, denk ich mir einmal...
FK: Also ich glaub dass Freud> eine ganze menge unheil hier angerichtet hat. Ich
nehme an, dass er diese stadt wie eine sachertorte zerschnitten hat. Stell dir
vor: Freud - fuer mich ein totaler witzbold - hat sich gedacht, wir machen aus
wien eine entsaetzliche sachertorte des gestanks. Er hat die stadt in
horizontale sphaeren aufgeteilt und gestanksexperimente durchgefuehrt, in dem er
die einzelnen gestanksrichtungen in verschieden hoehenlagen angeordnet hat,
schon vorausahnend, dass es zu dieser bueckmoderne kommen wuerde...
JP: Das ist... - Felix! Das ist...
FK: Wir sind in der verdammten bueckmoderne angelangt ohne zu wissen, was fuer
fruechte wir ernten.Ich hab das vorhin gesagt: Charles Bronson: wofuer steht das
B? Buecken bei mienenarbeiten!
JP: Da waer natuerlich der querverweis.
CH: Um nochmal auf das vorher einzuhaken: wenn ich das richtig verstanden hab,
waere dann der mentholgestank der klosteine die schokoladenglassour der
Freud'schen Sachertorte.
JP: Das ist ein ganz schoener satz!
CH: Das fuehrt mich jetzt zu einem ganz anderen thema. Eigentlich wollte ich
euch vor die wahl stellen: entweder wir interviewen euch zwei gegen zwei oder -
das ist mir gestern mit einem anderen herren, der auch radiomoderator ist,
eingefallen; aber da ihr auch radiosendungen macht, ist das auf euch genauso
anwendbar - ich interview euch, indem ihr mich derart interviewt, dass ich nicht
zu wort komme und ich euch somit erst recht interview. Was haltet ihr von der
idee?
FK: Da hast du uns echt ganz schlau von hinten so eine - um mit Freud zu
sprechen - kleine Kotsaeule reingestopft. Weisst du, die ganze zeit versuchen
wir dir das wort abzuschneiden und schlau wie du bist, sagst du die ganze zeit:
"Lasst mich doch mal ausreden, lasst mich doch mal meinen gedanken zu ende
spinnen.". Jetzt, da du uns kleingekriegt hast, kommst du uns ploetzlich mit dem
motto: "Hey, ich erwarte von euch, dass ihr mich ueberhaupt nicht ausreden
laesst!". Aber vorher so ein total weinerlicher wimmerton, mit dem du uns
kleinzumachen versuchst, uns mit deiner massiven arztseife einzuschnieren...
JP: Sag ruhig mentalen...
FK: ...mit deiner mentalseife einzuschmieren...
JP: ...mit deiner menthol-..!
FK: ...mit deiner mentholseife einzuschmieren!
CH: Wegen dem in den verfolgungswahn hineinversetzen: Ich gehe einmal davon aus,
dass ihr das praktiziert - irgendwie seid ihr ja popstars, bis zu einem gewissen
grad jedenfalls. In wie weit fuehlt ihr denn da nach, was etwa Jimi Tenor
fuehlen muss?
FK: Jetzt setzt du es gleich in meine richtung. Sagen wir mal, ich fuehle mich
ganz gut gebettet auf der wiese der sachen. Mit Jimi Tenor ist das natuerlich
so...
JP: Jetzt hoert doch mal auf mit diesem musikergequatsche!
FK: ...ein drecksschwein...
JP: Ach so ist das!
FK: ...dem sollte man einmal richtig seinen komisch geringelten schweineschwanz
glattbuegeln! Was er gemacht hat: er kam daher, hat irgendwie lieb mit seiner
schweineschnauze im dickicht dieses ganzen orgelsumpfes rumgewuehlt - da dachte
ich: "Ist ja grossartig! Da kommt endlich mal einer daher, der hat diese
alleinunterhalter perfiditaet durch und durch hinter sich und jetzt kann diese
ganze psychoanalyse losgehen. Jetzt kann der ganze kram einmal aufgerollte
werden, der ganze fertige dreck, den ich zum beispiel erlebt habe. Ich war in
der orgelschule von Juergen Dose in bergedorf, ein fetter, aufgeschwaemmter typ
mit dicken, kleinen, wurstigen fingern, der wahnsinnig schnell akkordeon
gespielt hat. Der hatte eine unglaublich schwammige ausstrahlung. Also ich hab
diese ganze szenerie von unten wirklich kennen gelernt, diese komischen
orgeltypen, die alle aus dem mund riechen, die alle so komische schneutzer
haben, und immer nur so "labamba" spielen. Da haette Jimi Tenor wirklich total
was draus machen koennen, haette sich diesen ganzen sumpf nehmen koennen und ihn
um 180 grad drehen. Aber was macht er? Er geht auf die buene und macht ein
muckertum, verlaengert dieses entsaetzliche rohr, das es vorher schon gab, immer
noch. Das werfe ich ihm einfach vor, bin ein bischen endtaeuscht. Er macht
einfach... - er ist ein mucker! Das muss man einfach einmal sagen.
CP: Was fuer projekte machst du eigentlich so?
FK: Also das eine heisst Radio Gagarin, genauso wie mein label, gibt es seit
sechs oder sieben jahren. Da spielen wir ganz experimentelle sachen, wie zum
beispiel Illusion Of Safety. Wir hatten Panasonic im studio, eine sendung ueber
das theramin, Max Gold, neulich eine ueber die reduktionisten, da war auch ein
wenig von Mego dabei. Dann hab ich seit nicht einmal zwei jahren eine gruppe,
Klangkrieg, das ist ganz abstrakte musik. Und als Felix Kubin mach ich was seit
einem dreiviertel jahr. Das ist aber sofort derartig abgegangen, dass ich es
irgendwie selber nicht ganz fassen konnte. Obwohl viele das garnicht kennen. Ich
bin gespannt, wenn Filmmusik als cd kommt, weil das ueber A-Musik laeuft und
desshalb viel besser vertrieben wird.
CP: Wann soll die rauskommen?
FK: Juni, denke ich einmal. Ja, und dann mache ich ganz krachige musik. Aber die
kapieren ueberhaupt nicht, was ich hier mache. Wenn die gesehen haetten, was ich
heute abend gemacht habe, dann wuerden die sagen: "Hey, kollege, das war's!" Die
meisten fragen mich dann jedes mal: "Ist das ein witz, findest du das irgendwie
lustig? Die wissen garnicht, wo sie ansetzen sollen. Wer das am besten unter
einen hut kriegt sind leute, die auf der einen seite noch punk-hintergrund haben
und auf der anderen seite sich diesen japan noise oder sonnstigen krach
reinziehen, cut-up musik und dann eben verspielt-schraege popmusik, wie wir das
machen.
CP: So wuerdest du deine musik bezeichnen?
FK: Ich benuetze ja mal gern das wort Futurismus, obwohl ich weiss, was da fuer
ein wahnsinniger rattenschwanz an genialem nazi-schwachsinn dahinter dranhaengt.
Aber das ist ja auch nicht unfein, oder? Ich meine, die waren derartig
verblendet, diese Futuristen - darueber haben wir auch einmal eine sendung
gemacht - die sind original mit dem fahrrad an die kriegsfront gefahren um dort
ihre futuristischen parolen zu bruellen und, das muss man sich einmal
vorstellen, die sind zum teil gefallen. Sowas muss man erst einmal finden! Klar,
dass die einmal links und rechts eine geklatscht bekommen muessten, damit sie
aufwachen. Mit dem fahrrad und sandalen, total modern drauf an die front fahren
- und da faengt fuer mich das leben an! Jedenfalls suche ich nach einem neue
begriff dafuer - ich wuerde sagen irgendwo zwischen Psycho-Pop und Sci-Fi-Pop,
das waere meine idee davon.
FK: Aber wenn du jetzt zwei worte hast, sagst aber zwei mal "pop", kannst du
nicht auch noch ein anderes wort reinnehmen?
FK: Psycho-Pelz! Also die naechste platte die ich rausbringe wird so ein sampler
mit Electric Helgoland, Breze Goehring von Sterio Total - das is auch ein fuchs
der typ. Der macht allein ganz witzige sachen, stuecke wie Chez Le Dentist: da
besteht die zweite haelfte nur noch aus wahnsinnigem kreischen und geschrei. Ich
hab mich so gefreut, als ich mir alle stuecke mal nacheinander angehoert habe
und mir dachte: das kann sich kein mensch an einem stueck durchhoeren, das ist
alles nur extrem manische, nervoese, groestenteils zwischen agressivstem humor
und atonalem krach hin und her rauschende musik. Die platte wird
Psychoscifipopia heissen.
CP: Du hast vorhin Mego angesprochen...
FK: Mego-lego-logo-gut! Mego find ich gut. Obwohl ich manchmal den verdacht
habe, dass sie zwar eine gewisse ironie sich selbst gegenueber haben, aber echt
einen proffessoren-stuhl haben wollen, und zwar hier in wien. Ich meine das
jetzt nicht negativ, aber manchmal ist es mir ein bischen zu streng.
JP: Catarina, ist dir kalt?
CP: Ja, extrem.
JP: Dann setze dich einmal auf deine tasche.
CP: Nein, ich sitze auf meinem buch.
FK: Setze dich auf dein buch und lerne was dabei!
JP: Die frage ist, auf was fuer einem buch?
CP: Traeume Von Babylon.
JP: Ich moechte, dass alles so bleibt, wie es jetzt ist! Das buch heisst Traeume
Von Babylon, wir werfen den schlagschatten, angelaeuchtet von Brautmoden Babylon
- hinter uns, dort - und jetzt kommt's: die Wiener Routine bohrt die Kotsaeule
in das buch - sag's nochmal...
CP: Traeume Von Babylon.
JP: Und jetzt frage ich dich... - das kann doch wohl nicht wahr sein! Sagt doch
endlich mal allen die hier herumstehen, was los ist!!!
FK: Wir haben den verdacht, das die Wiener Routine die verschwoererische
fortsetzung der Hamburger Schule ist.
JP: Die arbeitet mit filligransten mitteln, will uns aber auf eine ganz schiefe
bahn bringen. Selbst ich merke das hier, obwohl ich kein buch unter dem arsch
habe, ich sitze auf dem kalten stein! Weisst du, die ganze kraft von den
haeusern, altes gemaeuer... - wo sollen die hin, nach unten? Da kommen die nicht
weit!
FK: Nein. Die baeume wachsen nach oben! Das hat meine kunst-lehrerin immer
gesagt. Die war einmal krankenschwester und hat dann bilder mit toten tieren
gemalt - das lasse ich jetzt mal so stehen. Aber sie hat immer gesagt: "Bild
muss stehen wie baum. Kraft kommt von unten." Also, was hab ich gemacht, ich
gelehriger hamburger schueler? Ich habe alles was ich an farben kriegen konnte,
also die ganze kraft der farben zusammengeklatscht einen riesigen bilderrahmen
mit lainen bespannt und den dicksten japanischen zitterpinsel genommen, habe den
unten mit dieser ganzen farbenpampe vollgeruehrt, unten angesetzt und mit einem
lauten verzweiflungsschrei nach oben gerissen! Weisst du, was auf dem bild
hinterher war? Eine Kotsaeule!!! Was passiert, wenn man die ganzen farben
zusammenruehrt? Was fuer eine farbe gibt das?
CP: Naja, braun.
FK: Siehst du? Da schliesst sich der kreis!
CP: Das ist das problem, dass das ja ein akt der befreiung aus dem buecken
war...
FK: Das, das..! Das stimmt!!! Das stimmt verdammt nochmal!!! Du bist eine
bruecke, mann!
JP: Da kommt der wiener in ihm durch! Die Wiener Routine - schnapp! Da geht
nichts mehr. Sachertorte!! Und wieder gelegt: eine schicht, zwei schichten, eine
schicht, zwei schichten und zuckerguss dicht zugemacht. Geister! Hier ich ziehe
hin! Ich bau mir hier ein holzhaus, eine kleine flache hundehuette. Hier werde
ich wohnen mit meinen kindern. Wir werden tiere haben, wir werden schinken
zuechten,...
Ein Rhiz-gast, der sich die letzten zehn minuten verstaendnislos angehoert hat
und sich offensichtlich auf buehnenrequisiten bezieht: Was waren das eigentlich
fuer zwerge?
JP: Zwerge? Was meint er denn?!! (geht verstoert)
FK: Jacques! Warte mal!
JP: Ich komme sofort wieder.
FK: Er macht jetzt das experiment mit der Kotsaeule, wir koennen ihm dabei
zuschauen...
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