Freitag, 20. November 2009

Gruh Gruh, es ist die Falsche, sie hat Blut im Schuh

Es ist wahrscheinlich nie so gewesen, dass Märchen wahr waren. Aber immer beinhalteten sie den Wunsch das Wahrheit wahrhaftig wird. Sich das Unwahre und Schlechte durch einen Makel vom Vollkommenden trennt. Und das dies, nicht zu letzt durchs Blut das fließt, besiegelt werden muss.
Jedoch das Blutopfer wird nicht belohnt. Es steht ganz für die Eile, die stets das Misstrauen nach sich zieht. Das Fleisch ist formbar, der Charakter nicht. So das Märchen.
Was aber wenn Aschenputtels Schwestern nur die gleiche Chance zur Flucht aus dem Elternhaus suchten, das jede in seine jeweilige Rolle zwang? Den Ort, wo Schönheit immer mit Edelmut verwechselt wurde/wird. Da ist das Messer schnell zur Hand, um dem Ideal ein Stücken näher zu kommen. Qua Abschnitt des Widerstands, von dem man meint es würde dem Ideal entgegenstehen. Das Märchen des Aschenputtels ernst nehmen heißt, sich von der Hoffnung des Blutopfers zu verabschieden, sich in sein Schicksal fügen. Wer sich blutige Füße holt, muss die falsche Person sein, für König, Königreich und Amt.
Letzte Woche habe ich mir ein weißes Paar Schuhe gekauft, um mich diesen Montag bei einem Vorstellungsgespräch für ein unbezahltes Praktikum – dem Amt gebührend –vorzustellen.
Um die Schuhe zu schonen, habe ich sie vorher nicht getragen. Im fast vollständig entleerten Westberlin in Funkturm Nähe, waren die Fersen Wundgelaufen und die Schuhschäfte blutig. Eine sichtbare Spur blieb nicht zurück. Jetzt ist es schon fast so, als wenn ich nie dagewesen wäre. Ich nehme die Schuhe in die Hände und versuche mich selbst zu vergewissern, dass es doch war gewesen wäre.

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