Freitag, 2. April 2010

da ist sie ja wieder

Hallo liebe Tante Depression. Da bist du ja wieder. Ich hab dich schon ein bisschen vermisst. Aber jetzt bist du ja da und ich nicht mehr so alleine. Haben wir beide etwas von. 
Nee, eigentlich könnte es gehen – aber heute war wirklich nicht so gut. 
Morgen hätte Hans Rosenthal seinen 85ten Geburtstag gefeiert. Ich sollte dies in einem Minifeaturegewinnspiel honorieren. Tatsächlich kenne ich noch die Sendung DalliDalli, die meines Wissens Scheisse war. Ich kannte nicht die Familiengeschichte Rosenthals und war in mehrfacher Hinsicht beeindruckt. Die Rosenthals waren eine durchschnittliche, gehobene bürgerlich/jüdische deutsche Familie. Wie bei den meisten europäischen Juden, ist auch ihre Geschichte spätestens seit den Dreiziger Jahren von Ausgrenzung und Verfolgung dominiert, die im Tod und Ermordung mehrer Familienmitglieder mündete. Meine erste Verblüffung bestand selbstverständlich in der individualisierten (Verfolgungs-)Geschichte der Familie. Die zweite war dem Material/den Interviews geschuldet, das mir zur Verfügung stand. Ich denke aus ihnen ließen sich ziemlich detaillierte psychologische  Aspekte Rosenthals ablesen. Demnach wäre Rosenthals Erfolg auch ein Resultat, seiner emotionellen Bearbeitung von "Schuld" und Opfererfahrungen. Es war aber nicht mein Ziel, diesen Zusammenhang in einem Radiospiel darzustellen. Aber ich wollte die Familiengeschichte erzählen, mit wenig Dalli-Dalli Schmuck. Selbstverständlich durfte ich dies nicht, weil dies das Ziel des Spiels kontakarieren würde. Das dies problematisch war und ist, war mir natürlich klar. Kurzes Ende der Geschichte, ich musste wirklich schwere Auseinandersetzungen führen, um den Grundcharakter der Geschichte beizubehalten. Ob mir das gelungen ist, maß ich mir gar nicht an, beurteilen zu können. Beliebter hat mich das in der Redaktion bestimmt nicht gemacht. Aber ich weiß jetzt, dass man auch über Helmut Kohl etwas amüsantes schreiben könnte. Ein kleines interessantes Feature mit dem Sohn Rosenthal gibts hier.
Ich hatte gehofft, heute Abend zum Autechre Konzert gehen zu können. Leider sagten mir der Mann auf dem Berghain, dass es auch an der Abendkasse keine Karten mehr geben würde. Irgendwie hat mir das den Rest gegeben. Zum einen weil ich nicht weiß, was man hier in Potsdam machen kann. (Anscheinend gibts es wirklich nichts) Zum anderen, aus der Einsicht, das sich künstlerischer Erfolg  nicht unswesentlich aus dem produzieren eines Mangels besteht. Autechre machen sich rar, oder das Label macht Autechre rar. Ich kann es nicht wissen. Nur notdürftig, kann der Pappschuber, in dem die Platten kamen, den Preis rechtfertigen. Die Veröffentlichung von Oversteps im Schuber war von Anfang an als ein Sammlerstück angelegt. Dieses rechtfertigt den Ruf der Künstler, ihre Exponiertheit und Differenz. Die Auflage ist bei weitem nicht so hoch, wie eine mögliche Verwertung durch CD oder noch wahrscheinlicher MP3-Download. Denn sicherlich wird der Impuls, eines noch vor der Veröffentlichung ausverkauften Albums, von der Szene dankbar aufgenommen werden. Spätestens bei den Konzerten, bei dem der Künstler ehh immer noch am meisten verdienen kann, macht es sich bezahlt. 18€ Eintritt sind eine stolze Summe. Die Rechnung scheint aber aufgegangen zu sein. Obs in Hamburg die Tage genauso läuft, kann ich nicht sagen. So i´m not part of it - this time. Hier kann man sich übrigens ein Konzertmitschnitt von 96 anhören oder downloaden. Ich hab mir aber eigentlich heute Abend eher den Fenchurch Mix von Ikonika angehört. Ich fand das dann doch passender. Nachdem ich mir die leeren Straßen Potsdams angeschaut habe, gabs noch ein bisschen Lone Wolf & Cub im stream. Wirklich tolle Serie. Die Folge kommt nur noch bis übermorgen, glaube ich. Die neueste wurde vorhin ausgestrahlt, aber mit Zatto keine Chance. Jetzt aber Nacht.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

dallidalli war übrigens ganz und gar nicht scheisse sondern toll, weil hans immerhin ab und zu in die luft gesprungen ist (das war spitze usw) und man dadurch 'technik' kennenlernte. das bild wurde im hohen sprung für einige sekunden angehalten und das fand man 1984 nunmal toll (man war 12). den jüdischen hintergrund fand ich auch toll und ich weiss nur noch: hans musste sich monatelang in einem wintergarten verstecken; wegen der nazis. das stand damals in der "fernsehwoche", die einzige unchristliche abozeitschrift meiner eltern. seitdem: held.
gruss, ansgar.