Sonntag, 15. November 2009

Dizzee Rascal im Übel und Gefährlich


So dicht dran, dass nur Dizzees Rücken zu sehen ist. Aus dem Photoalbum von DJ Semtex.


Irgendwie sitzt er mir noch in den Knochen, der gestrige Abend.
Die Freizeit ist ja nicht zu selten die schwerste Arbeit, aber gelohnt hat es sich doch.
Das laufen und tanzen und schreien. Das laufen und tanzen und laufen. Das ganze Geld und mit einem Quäntchen Traurigkeit bezahlt man meist die Freude auch. Dizzee Rascal war wie vermutet ganz wunderbar professionell. Das HipHop Spiel hab ich auch einigermaßen weggesteckt. Wenn die Bässe so richtig rollen, wollen die Arme ehh nur in die Luft, um die ganze Hitze im Klub in kleine Portionen zu teilen. Eine Messe wars gewesen, mit viel zu wenig Platz für Expression. Ich glaube daran erkennt man mich als kleinen Narzissten. Zu fein um sich in die erste Reihe zu stemmen, zu cool um sich in der Masse wohl zu führen. Kein Kontakt zum großen Anderen aber dafür aufs große Schauspiel des Starmythos.
DJ Semtex war der Guide des Abends einer der großen Manager des HipHop in England. Hab ich aber vorher auch nicht gewusst. Was mir aber sofort aufgefallen war, das er nur mit dem linken Arm scratchte und mit Mund/Nase den Fader bewegte. Vielleicht ist das so wenigen Leuten aufgefallen, weil sich das Handycap nicht hören lies. (Ist es noch eins, wenns nicht hörbar wurde?)
Angeblich hat er seinen Arm bei einem Anschlag der IRA verloren, daher auch sein Synonym.
Während vor der Show richtig dicker Dubstep lief, spielte Semtex mixes eher Bekannter HipHop Tracks.

Die ersten Vocalisten waren die Newham Generals die über die Tracks die die aktuelle Clubladschaft zu beben bringt rapten. Auch erst vorhin geschnallt das D Double E einer der Generals ist. Ihn hatte ich hier auch schon gefeatured. Sieht man, wenn man dem Link folgt. Und krass war der krass dünn.
Auf der Seite von Dizzee und den Jungs sieht man eine ganze Anzahl von Youtube Videos, die ganz gut die Qualitäten der Jungs darstellen können. Vielleicht besser als die Rolle des Opener, mit all den Einschränkungen, die da dran hängen.

Nach einer bisschen langen Pause dann endlich der Rascal, der Dizzee, welcher zusammen mit Smurfie Syco ganz schön auf Gas gestiegen ist. War bestimmt alles ein bisschen schneller als die Tracks auf den Alben und zum Teil Version. Rascal Vollblutmusiker der er ist und weiß das es dumm ist die frühen Fans oder die Fans seiner frühen Arbeiten zu vergrätzen, spielte eine ganz gute Auswahl (alle Hits ;-) aus allen seiner Alben, wenn ich das richtig erinnere. Der Auftritt war durch eine Pause geteilt, insgesamt aber vielleicht aber um 20 min zu kurz. Nach Bonkers, waren die Leute nicht mehr in der Lage oder willig noch ein paar Tracks aus dem Rascal rauszuklatschen, die Hits waren ja gespielt. Schade. In Berlin wars heute sicherlich ein bisschen euphorischer und vom Alter auch gesezter. Komisch, dass es trotz Videoverbots bei MTV und Viva, die Musiker doch die Kids erreichen.

Kurz zum Verhältnis von Star zu Fan und umgekehrt. Oder dem Begehren, dass zurück gewiesen werden muss. Was dem Star zum Star macht, ist nicht sein ausgeprägtes Verhältnis zu seinen Fans, sondern das defiziele Spiel von Abgrenzung  und vermeintlicher Nähe.
Auch wenn die Barrieren mit der Größe des Stars wachsen, muss doch der auch habile Kontakt zum Fan gehalten werden. Dabei ist gerade auch beim HipHop Konzert interessant, dass hier Gesten erlaubt sind, die den Mann im Alltag als schwul ausgelegt werden würden. Vielleicht auch erst den Raum dafür eröffnen.
Ziemlich in der Mitte, ein ziemlich großer Typ, der alleine schon von seiner Statur her den Kontakt zum Star mühelos herstellen kann. Make yours handsclap. Absolute Textsicherheit und die durch den Star gereichte Wasserflasche wird nicht weitergereicht, wie es wohl in dessen Absicht  gewesen wäre, sondern in einer wohlwollenden Geste des Fans. über die anderen schwitzenden ausgeschüttet. Diese Geste ist aber ein Versuch, den eigentlichen Wunsch des Fans zu maskieren. Die Flasche verbleibt  entleert und lediert in seiner Hand. Womöglich noch auf dem Weg nach Hause. Ob un- oder bewußt, muss der Star mit dem entdecken des gesteigerten Begehrens, alle jenigen meiden. Alle werden jene zu blinden Flecken, will der Star sie nicht (harsch) zurückweisen. Was klug ist, wenn man um die Reaktionen von zurückgewiesener "Liebe" weiß.
Vielleicht hat es sich so zugetragen, vielleicht auch nicht. Es wäre egal.
Da das Konzert leider nicht in einem thematischen Abend des Übel und Gefährlich eingebettet gewesen ist, was mich schwer begeistert hätte, wenn der Abend mit english club culture weiter gegangen wäre, sind wir auf Umwegen im Hafenklang gelandet. Da war dann eine halbwegs vitale Dubstepszene zu beobachten, deren sozialer Fokus wieder ein anderer ist, inklusive besoffener Kids, die die Laptops auf der Bühne betaggen. Und den Bildschirm, über den die bewegten Visuals flimmern.

Hier noch die Eindrücke der medialen Jugend, eins und zwei. Hey Ho.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

http://www.youtube.com/watch?v=MoZuSi1-_Uc